Liebe Genossinnen und Genossen,
ich grüße euch auf den Aktivitäten anlässlich des Aktionstages zu Rojava und hoffe, dass sich bundesweit ein breites Spektrum beteiligt. Ich selbst befinde mich momentan in Rojava beim Internationalen Freiheitsbataillon und versuche dort die Revolution zu unterstützen und von ihr zu lernen.
In Rojava wurde unter den schweren Bedingungen eines Bürgerkrieges begonnen, eine umfassende Rätestruktur, die alle Belange des gesellschaftlichen Lebens regelt, aufzubauen. Alle ethnischen Minderheiten sind gleichberechtigter Teil der Gesellschaft und besitzen die selben Rechte.
Auch hat sich die Rolle der Frau in kurzer Zeit radikal gewandelt. Frauen sind nun in allen wichtigen Entscheidungsstrukturen zu mindestens 40 % vertreten. Sie organisieren sich aber auch in eigenen Strukturen und kämpfen so beispielsweise in der an die Volksverteidigungkräfte YPG angegliederten YPJ gegen die Angriffe auf Rojava.
Seit Beginn des Prozesses wird Rojava von islamistischen Banden angegriffen. So startete im November des letzten Jahres der IS eine Großoffensive gegen den kleinsten der drei Kantone Rojavas. An Waffen und Kämpfern vielfach überlegen, schaffte es der IS einen Großteil Kobanis zu besetzen, auch die Stadt Kobani selbst wurde massiv angegriffen und es sah so aus als ob diese fallen würde. Doch nach mehr als 100-tägigem Widerstand gelang es den Volksverteidigungseinheiten der YPG und YPJ, sowie den mit diesen zusammen kämpfenden revolutionären Kräften, die Stadt zu befreien. Auch wenn mittlerweile die islamistischen Gruppen weit zurückgedrängt und ihnen schwere Verluste beigebracht wurden, stellen sie noch immer eine große Gefahr für Rojava dar.
Der Blick nach Paris zeigt, dass der IS bei weitem nicht nur für Rojava eine Gefahr darstellt. Auch wir haben von den Anschlägen in der Pariser Innenstadt erfahren. Wir befürchten, dass diese zu verurteilenden Anschläge nun wie so oft von den Herrschenden verwendet werden, um die innere Militarisierung voranzutreiben. Andererseits werden aber auch rechte Kräfte diese für ihre menschenverachtende Hetzte nutzen.
Bei all dem wird natürlich außer Acht gelassen, wie es überhaupt erst zur der Stärkung dieser Islamisten kommen konnte – dass es eben gerade durch die Kriege der Imperialisten einzelnen Hasspredigern gelungen ist, die Unzufriedenheit und Verzweiflung weiter Teile der Bevölkerung zu nutzen, um diese Strukturen aufzubauen, sie mit den Waffen des Westens auszustatten und in den Krieg zu schicken. Wir, die revolutionäre Linke, haben immer wieder darauf hingewiesen, dass der Krieg gegen Afghanistan, Irak, oder auch Syrien letztlich genau solche Kräfte stärkt. Die BRD arbeitet eng mit genau den Ländern zusammen, die die religiösen Fundamentalisten unterstützen – sei es der NATO-Partner Türkei, oder die Golfmonarchien.
Wenn sie dann mit Menschenrechten oder dem Aufbau von Demokratie ihre Kriege zu rechtfertigen suchen, ist dies nur Hohn gegenüber den Menschen die durch die Kriege vertrieben und verfolgt wurden.
Dem gegenüber steht der gesellschaftliche Prozess, der seit 2012 in Rojava stattfindet. Er ist ein wichtiger Bezugspunkt und bietet eine Perspektive für den gesamten Nahen Osten und weit darüber hinaus. Seit langem gibt es wieder einen neuen Versuch eine freie und solidarische Ordnung aufzubauen.
In dieser Situation ist es die Aufgabe der internationalistischen Linken in Deutschland die revolutionären Entwicklungen in Rojava in der Öffentlichkeit aufzuzeigen und praktische Solidarität mit den fortschrittlichen Kräften vor Ort zu organisieren.
Diese Solidarität hat dabei viele Seiten, zum einen die Organisation von Aktionen, Demonstrationen und Kampagnen um das Thema präsent zu machen und die direkte materielle Unterstützung der Bevölkerung und der Kämpfenden in Rojava z.B. durch das Sammeln von Medikamenten und Geld.
Die größte Unterstützung die wir als Kommunistinnen und Kommunisten in Deutschland jedoch leisten können, ist der weitere Aufbau einer revolutionären Bewegung. Es geht darum die Kämpfe in den verschiedenen politischen Teilbereichen weiter zu entwickeln und diese perspektivisch in einer kommunistischen Organisation zusammen zu führen und somit Stück für Stück eine reale Gegenmacht aufzubauen.
Dies wird ein langer Prozess, begleitet von Niederlagen und Erfolgen, werden. Aber je mehr wir bereits jetzt versuchen aus der Geschichte und aktuellen Kämpfen zu lernen, desto besser sind wir für das, was vor uns liegt, ausgerüstet. Lasst uns daher von dem Prozess in Rojava lernen, der in Rojava geführte Kampf ist der Kampf für eine menschliche und solidarische Gesellschaft. Der Kampf für die Freiheit Rojavas ist auch unser Kampf.
Hoch die internationale Solidarität!
Für eine revolutionäre Perspektive!
Für den Kommunismus!