Hier der Bericht vom Aktionsbündnis zum Frauenkampftag in Stuttgart: Am 08. März 2024, dem internationalen feministischen und Frauenkampftag, waren wir in Stuttgart mit 3500 Menschen auf der Straße. Zum dritten Jahr in Folge haben wir dabei erfolgreich den feministischen Kampf mit aktuellen Arbeitskämpfen verknüpft. Dieses Jahr waren am 8. März Beschäftigte aus dem Einzel- und Großhandel, sowie aus den Kommunen der Landkreise Ludwigsburg, Rems-Murr und Böblingen zum Streik aufgerufen. Gemeinsam mit unseren Freund:innen und Kolleg:innen der Gewerkschaften, allen voran Verdi, sowie feministischen und migrantischen Gruppen haben wir an unserem diesjährigen Streik- und Aktionstag mit vielfältigen und lebendigen Redebeiträgen, feministischen Kampfliedern und lilanen Fahnen deutlich gemacht: Wir stehen gemeinsam und lautstark für dringend notwendige Verbesserungen unserer Lebensbedingungen ein!

Der Tag begann mit einer feministischen Mittagspause im Gewerkschaftshaus, bei der die vielen Feminist*innen und Beschäftigten zusammen kamen, die gemeinsam in intensiver Vorarbeit den feministischen Kampf- und Streiktag 2024 vorbereitet haben. Bei der Streikgelderfassung um 14:30 Uhr konnten wir als Aktionsbündnis eine Rede halten, wieso es für uns als feministische Bewegung so wichtig ist, den Arbeitskampf der Beschäftigten zu unterstützen. Es gab darüber hinaus weitere Redebeiträgen und Gesangseinlagen, unter anderem von Verdi und den streikenden Beschäftigten. Anschließend zogen die Beschäftigten als gemeinsamer Demonstrationszug auf den Schlossplatz.

Hier startete um 16 Uhr die Auftaktkundgebung zu unserer gemeinsamen Demonstration mit den Streikenden und tausenden Menschen, die am feministischen Kampftag für die Rechte von Frauen, trans, inter- und nichtbinären Personen auf die Straße gehen.

Als erstes hörten wir eine Rede von Gülcan Ötztas, ehemalige Betriebsratsvorsitzende des Galeria Karstadt Kaufhofs in Stuttgart-Mitte. Sie kritisierte nicht nur die … die aktuellen Debatten – insbesondere von CDU und FDP angestoßen – zur Einschränkung von Streikrechten. Gülcan stellte heraus, dass der Streik ein legitimes und wichtiges Mittel für uns als Beschäftigte ist, um unseren Forderungen Nachdruck zu verleihen und dass es unser aller Anliegen sein muss, dieses Streikrecht zu verteidigen.

Anschließend thematisierten wir, als Aktionsbündnis 08. März, in einer eigenen Rede den zunehmenden Rechtsruck in unserer Gesellschaft. Rechtspopulistische Politik macht Migrant:innen und Geflüchtete zu Sündenböcken für das politische Versagen der letzten Jahrzehnte, verleugnet die Existenz von trans, inter- und nichtbinären Personen und drängt Frauen zunehmend zurück in die Rolle der Hausfrau und Mutter. Als feministische Bewegung müssen wir uns dieser Entwicklung geschlossen entgegenstellen.

Wie feministische Bewegungen zu echten Oppositionsbewegungen gegen patriarchale Strukturen werden können, wurde in der nächsten Rede zu Südamerika, insbesondere Chile, verdeutlicht. Im Anschluss zu den inspirierenden Worten der chilenischen Rednerin und eingestimmt durch das gemeinsame Singen von feministischen Liedern, startete um 16:30 Uhr auch schon die Demonstration.

 

 

Während der Demo fanden zwei Aktionen statt.

Mit der ersten Aktion am Galeria Karstadt Kaufhof forderten wir die Enteignung von René Benko, dem milliardenschweren Besitzer von Galeria Karstadt Kaufhof. Für das Unternehmen wurde inzwischen die dritte Insolvenz beantragt. Obwohl die Täuschung von Investoren und die Spekulationen des Inhabers René Benko zu der Insolvenz geführt haben, muss nicht er, sondern die Mitarbeiter:innen von Galeria Karstadt Kaufhof, die Konsequenzen tragen. Während Benko Luxusurlaub macht, stehen allein in Stuttgart 17 Frauen aufgrund ihrer durch die Insolvenz verursachten Entlassung, vor dem Nichts.

 

 

Mit der zweiten Aktion wollen wir das Stuttgarter Stadtbild feministischer machen: Statt riesigen Bürogebäuden und Luxusläden wünschen wir uns Mehrgenerationenhäuser, Kitas, Frauenhäuser und Gemeinschaftsküchen im Stadtzentrum! Wir kämpfen für eine Gesellschaft, in der die Daseinsfürsorge vergesellschaftet und im Interesse menschlicher Bedürfnisse anstatt Profite gestaltet ist. Um das deutlich zu machen, haben wir Sticker mit unseren Forderungen in der Innenstadt verteilt.

 

 

Bei der anschließenden Abschlusskundgebung hörten wir zunächst eine ergreifende Rede von einer Beschäftigten aus dem kommunalen Dienst Ludwigsburg. Sie stellte eindrücklich und persönlich dar, was die Belastung durch bezahlte und unbezahlte Sorgearbeit für Frauen, Mütter und Großmütter bedeutet.

Zwei Frauen von der Kitastrophe, einer Initiative von Eltern und Kita-Beschäftigten aus Stuttgart und Umgebung, thematisierten in ihrer Rede, wie alleinerziehende Mütter durch den Mangel an Kitaplätzen im Stich gelassen werden und Beschäftigte an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gebracht werden. Sie forderten eine bessere öffentliche Kinderbetreuung sowie einen Wandel in der Politik. Durch aktuelle Maßnahmen wie kürzere Öffnungszeiten oder Erweiterung der Gruppengrößen wird der aktuelle Missstand nur weiter verschlechtert.

Zum Abschluss dieses kämpferischen und bunten 08. März gab Julia, Vorständin vom Verein Wildwasser Esslingen, die sich durch ihre wertvolle feministische Arbeit seit vielen Jahren für die Prävention und Bekämpfung von sexualisierter Gewalt einsetzt, eine empowernde Rede. Sie machte deutlich, dass in der Geschichte der Frauenbewegung einige Errungenschaften, wie das Wahlrecht oder Unterstützungsstrukturen für von Gewalt betroffene Frauen, mühsam erkämpft wurden. Gleichzeitig jedoch ist auch klar, dass diese Errungenschaften noch nicht genug sind – und wir als feministische Bewegung weiter kämpfen müssen.

Bei einem gemeinsamen Ausklang im Gewerkschaftshaus, veranstaltet vom verdi-Bezirksfrauenrat, feierten wir den erfolgreichen Tag. Wir wollen nicht nur am 08. März, sondern an jedem Tag im Jahr feministisch kämpfen und dabei gemeinsam mit den Gewerkschaften die Beschäftigten in ihren Arbeitskämpfen unterstützen. Wir freuen uns, dass unsere Zusammenarbeit mit Beschäftigten verschiedener Branchen Jahr für Jahr weiter zusammenwächst

Wir sind viele und wir sind stark – zusammen setzten wir uns gegen die patriarchale Unterdrückung und kapitalistische Ausbeutung zur Wehr!