Bericht vom Aktionsbündnis 8. März in Stuttgart:

Am Freitag, den 1. Mai 2020, versuchte ein Mann in Hamburg seine Exfrau zu ermorden.

Diesen aktuellen Mordversuch nahmen wir als Anlass, um an all die Frauen*, die aufgrund ihres Geschlechts ermordet wurden, zu erinnern und den Umständen ihres Todes einen Namen zu geben: Es heißt Femizid!

Der Ausdruck „Femizid“ bezeichnet den Mord an Frauen*, weil sie Frauen* sind. Femizide sind die tödliche Zuspitzung von Kontrolle, Zwang und Macht über Frauen*. Der Begriff macht deutlich, dass diese Morde keine tragischen Einzelfälle und keine „Familiendramen“ sind, sondern struktureller Teil unserer Gesellschaft. Durch das Nicht-Benennen und das aktive Verharmlosen der Morde und der Gewalt an Frauen* machen sich staatliche Institutionen zu direkten Komplizen eben dieser Gewalt.

Es liegt an uns Frauen*, auf die alltägliche Gewalt an Frauen* aufmerksam zu machen. Wenn betroffene Frauen* über häusliche, partnerschaftliche und sexualisierte Gewalt sprechen, wird oft weg gehört, die Taten heruntergespielt oder ihnen selbst die Schuld zugeschoben. Wir müssen Femizide als das benennen was sie sind: Ermordungen von Frauen*, weil sie Frauen* sind!

Entgegen vieler Behauptungen ist der Täter meist kein Fremder, er befindet sich schon zuvor im unmittelbaren Umfeld der Frauen*. Entgegen rassistischer Behauptungen, spielt die Herkunft der Täter keine Rolle.

Vor allem jetzt in Zeiten von Homeoffice, Social Distancing und Jobverlusten, können Frauen* sich der Gewalt kaum noch entziehen. In China ist die Fallzahl von Gewalt an Frauen* seit dem Corona-Shutdown um das Dreifache gestiegen. Solch eine Erhöhung lässt sich auch in anderen Ländern beobachten.

Ein Ausweg von der Gewalt ist für viele Frauen* kaum möglich, denn Frauen*häuser und -beratungsstellen sind unterfinanziert und maßlos überlastet. Allein in Baden-Württemberg fehlen ganze 633 Plätze in Frauen*häusern und in vier Landkreisen gibt es keinerlei unterstützende Einrichtungen für Frauen*.

Auf der ganzen Welt erstarken feministische Bewegungen gegen patriarchale Strukturen, Gewalt an Frauen* und gegen die Straflosigkeit der Täter. Weltweit gehen Frauen* unter dem Motto #NiUnaMenos, auf die Straße – in Latein Amerika, Europa und auch den USA.

Wenn Gewalttaten vor allem still und heimlich in den eigenen vier Wänden geschehen, ist es unsere Pflicht das Schweigen zu brechen. Wenn Gewalt an Frauen* – angefangen bei psychischem Missbrauch, körperliche und sexuelle Übergriffe bis hin zu Vergewaltigung und Mord – Alltag ist, dann stören wir diesen Alltag.

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