Am 29. November haben sich in Stuttgart 10.000 Menschen an dem Klimastreik beteiligt. Wie bereits im September gab es eine antikapitalistische Beteiligung und im Anschluss eine Aktion gegen die BW Bank in der Innenstadt, zu der #kesselbambule aufgerufen hatte. Hier findet ihr einen Bericht zum Aktionstag in Stuttgart und weitere Fotos:

Der Klimastreik am 29. November in Stuttgart

Der Klimastreik am 29. November in Stuttgart

Mobilisierung zum Klimastreik am 29. November 2019

Kurzaufruf vom Aktionstreffen Klimagerechtigkeit:

Am 29. November ist wieder globaler Klimastreik. Gründe zu streiken gibt es genug. Das neue Klimapaket der Bundesregierung zeigt: Nur durch Appelle an die Regierung wird sich nichts ändern. Wir müssen es selber machen, wir brauchen keinen Neustart der Regierung. Was wir brauchen, ist ein anderes System!

Deshalb werden wir uns mit vielen anderen am Klimastreik beteiligen und die Profiteure der Klimakrise klar benennen. Kommt mit uns auf die Straße – für eine solidarische Gesellschaft, die sich an den Bedürfnissen der Menschen und nicht an Profit orientiert.

Treffpunkt:
29. November 2019
12.00 Uhr
Erwin Schoettle Platz

Checkt auch die Kanäle von #kesselbambule

Video vom Klimastreik im September in Stuttgart:

Klimatext in 1. Mai Zeitung 2019

Wie auch in den vergangenen Jahren, veröffentlichen wir zum 1. Mai 2019 eine gemeinsame Zeitung, die sich nicht nur an den engen Kreis linker AktivistInnen richtet, sondern aktuelle Widersprüche dieses Gesellschaftssystems aufgreift, um revolutionäre Standpunkte, organisierten Widerstand und eine kommunistische Perspektive auch für breitere Kreise unserer Klasse verständlich und greifbar zu machen. Thema war unter anderem die Klimafrage: Mai-Zeitung 2019 als PDF

Frischluft im Klassenkampf.
Umweltzerstörung und schmutzige Profitwirtschaft entsorgen.

Die Zerstörung unserer Umwelt ist schon lange kein Thema mehr, das nur besonders naturverbundene Menschen bewegt: Angst und Empörung nach dem Reaktorunfall im Kernkraftwerk in Fukushima 2011, immer wieder sorgen volle Berichte über das Artensterben, über Gifte, Schadstoffe und Kunststoffe in der Luft, in Böden, Gewässern und Nahrungsmitteln und natürlich die große Frage, wie die Folgen des Klimawandels uns jetzt schon betreffen und vor allem betreffen werden. Themen wie diese sind Teil der alltäglichen Nachrichten, sie sorgen bestenfalls dafür, dass wir uns hin und wieder Gedanken über den Zustand unseres Planeten machen und versuchen die eigenen kleinen Umweltsünden in den Griff zu bekommen. Viel mehr bewirken diese Informationen, und wenn sie noch so greifbar und offensichtlich sind, nur bei den Wenigsten. Die voranschreitende Ausplünderung, Vergiftung und Vermüllung der Erde scheint unserem unmittelbaren Einfluss so weit entrückt zu sein und ist Teil so gigantischer globaler Prozesse, dass sich die Frage stellt, was wir denn Bitte daran ändern können. Soziale, politische und ganz persönliche Probleme und Herausforderungen drängen sich uns tagtäglich auf und erfordern unser Handeln – da muss die Umwelt für viele erst einmal hinten anstehen. Es geht uns nicht darum, mit erhobenem Zeigefinger durch die Welt zu laufen und den Menschen besserwisserisch zu erklären, dass sie biologischer einkaufen, weniger Auto fahren und nur noch Ökostrom beziehen sollen, wobei das alles natürlich sinnvolle Bestandteile eines bewussten Umgangs mit der Umwelt sind. Es geht vielmehr um die Verbindung zweier Fragen: Warum wird in einer Art und Weise produziert und gehandelt, von der nur ein exklusiver Teil der Bevölkerung dick profitiert, während der Großteil nur als Verschleißteile, als ersetzbare Rädchen im Getriebe zum Einsatz kommt? Und: Wer hat es den Besitzenden genehmigt, die Ressourcen dieses Planeten für ihre Profitinteressen auszubeuten, zu vernichten und uns alle dabei auch noch von ihrem kurzsichtigen Wirtschaften abhängig zu machen? Wie man es auch dreht und wendet: Wir leben in einer Welt, in der Menschen und natürliche Ressourcen von den gleichen Prozessen ausgebeutet wer-den. Prozesse, die die Anhäufung von Kapital und nicht die soziale und kulturelle Entfaltung der Menschen und erst Recht nicht die Bewahrung unserer natürlichen Lebensgrundlagen zum Zweck haben. Das wird gerade heute für viele spürbar, da das kapitalistische Wirtschaftssystem sich in weltweite Krisen verstrickt und nicht mehr in der Lage ist, vertrauenserweckende Zukunftsvisionen hervorzubringen. Verbunden mit einer Politik, in der internationale Klimaziele – trotz sehr konkreter Bedrohungsszenarien – nichts als leere Versprechungen sind, birgt diese verfahrene Situation auch Chancen für einen grundlegenden Wandel in sich. Einerseits führt sie zu neuen kämpferischen Bewegungen für soziale und Klimagerechtigkeit und andererseits führt sie uns die Notwendigkeit vor Augen, einen klaren Trennungsstrich zwischen den Ökoschweinereien der Konzerne und den Interessen der arbeitenden Bevölkerung zu ziehen – vorausgesetzt uns liegt etwas daran, dass auch kommende Generationen noch von den eigentlich sehr lebensfreundlichen Bedingungen auf unserem Planeten profitieren können.

Denen geht‘s nur um die Kohle!

Zehntausende haben sich im vergangenen Jahr zur Verteidigung des Hambacher Forst zwischen Köln und Aachen aufgemacht. Demonstrationen, Besetzungen, Blockaden und Protestcamps im Wald haben BewohnerInnen der Region ebenso wie Naturschutzorganisationen, Linke und internationale Klima-AktivistInnen zusammengebracht. Ihr gemeinsames Ziel: Die Rodung des verbliebenen Waldstückes für den Braunkohle-Tagebau verhindern. Ihnen entgegen standen der Energiekonzern RWE, die schwarz-gelbe NRW-Landesregierung und in ihrem Auftrag eine Polizei, die immer wieder brutal gegen die Proteste vorgegangen ist. Die Rodung wurde schließlich vorerst gestoppt, weil die Begründung des Energieriesen für die Rodung, dass „die landes- oder bundesweite Energieversorgung […] an-sonsten gefährdet [sei]“ vor Gericht für unzureichend erklärt wurde. Doch damit ist der Widerspruch noch lange nicht aus der Welt. Der schon längst beschlossene Ausstieg aus der schmutzigen Braunkohleverstromung wird deshalb immer weiter hinausgezögert, weil sie rentabel ist und weil ein Umstieg auf erneuerbare Energien für die Konzerne eben Aufwand bedeutet und keinen kurzfristigen Profitregen verspricht.

Laut dem alles andere als kapitalismuskritischen Handelsblatt sind es in den vergangenen Jahren nur Braunkohle- und Atomenergieanlagen gewesen, die im Bereich der Stromerzeugung gute Renditen abwarfen – und das tut ein seit 12.000 Jahren gewachsenes Ökosystem „Wald“ eben nicht. Das ist der eigentliche Kern des Konfliktes. Und durch diese Logik angetrieben, hat sich die Politik für die RWE-Interessen eingesetzt, obwohl die deutsche Braunkohleindustrie einer der größten CO2-Produzenten Europas ist.

Umwelt kaputt – Job verloren – Rendite passt

Viel offener können Kapitalinteressen nicht gegen das Gemeinwohl durchgesetzt werden. Besonders zynisch ist, dass RWE-Sprecher und ihre politische Unterstützung immer wieder betonen, dass sie doch vor allem Arbeitsplätze schaffen, die erhalten werden müssten. So hetzen sie ihre lohnabhängige Belegschaft gegen die KlimaschützerInnen auf, obwohl es der Konzern war, der auf den Rodungsstopp mit der Androhung von Stellenabbau reagiert hat, anstatt sich schon vor Jahren auf strukturelle Veränderungen ein-zustellen und Arbeitsplätze für den Rückbau der Fördergebiete und dem Aufbau erneuerbarer Energien zu schaffen. Ähnlich sieht es mit der deutschen Automobilindustrie und ihrem Verhältnis zur Umwelt, zu Belegschaften und der Bevölkerung im allgemeinen aus: Sie beschäftigt 1,5 Millionen Menschen, versorgt zahlreiche mittelständische Zulieferer mit Aufträgen und unsere Atemluft nebenbei mit soviel Diesel-Stickoxiden, dass sie die alarmierend hohen Testwerte jahrelang betrügerisch nach unten korrigierte. Anstatt – auch hier – dem technischen Fortschritt entsprechend die Produktionssparte für E-Autos nach und nach zu entwickeln und aufzubauen, verdient sie bis jetzt massiv am Verkauf von Verbrennungsmotoren und lässt sich dabei von einer wohlwollenden Bundesregierung unterstützen. Die nachträglichen Kosten der Abgas-Manipulationen (z.B. durch diverse Klagen und Software-Nachrüstungen) und der finanzielle Druck nun doch in die Entwicklung von E-Mobilität zu investieren, wälzt sie jetzt auf ihre Belegschaften ab: Insgesamt über 3000 LeiharbeiterInnen will allein der Daimler-Konzern bundesweit entlassen, um mit dieser neuen Situation umzugehen. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Eine handvoll Konzerne hat jahrelang die Luftschadstoffwerte bewusst in die Höhe getrieben und KundInnen dadurch betrogen. Heute sind 11 Millionen Menschen in Deutschland deshalb von Fahrverboten betroffen. Anstatt wenigstens zu versuchen, den Schaden ansatzweise zu begleichen, sollen „Umweltprämien“ für den Kauf neuer Autos und Massenentlassungen nun neues Geld in die Konzernkassen spülen – und die Politik spielt mit. Dass der massenhafte PKW-Individualverkehr an sich kein zukunftsfähiges Verkehrsmodell ist und gerade in städtischen Räumen schon jetzt an Grenzen stößt – davon will die Automobilindustrie natürlich nichts wissen.Die kapitalistischen Konzerne und ihre politischen Interessenvertretungen sind offensichtlich nicht in der Lage, gleichzeitig die Bedürfnisse der Bevölkerung (z.B. nach Energie und Mobilität), die Sicherung von Arbeitsplätzen und den Schutz unserer natürlichen Ressourcen zu garantieren und in einer sinnvollen Art und Weise miteinander zu verbinden. Und das heißt? Ein vernünftiges und langfristiges Wirtschaften, das die Faktoren Mensch und Umwelt an oberste Stelle setzt, kann nicht über Märkte geregelt werden. Das Ziel muss eine kollektiv und flexibel geplante Wirtschaft sein, in der sich niemand das Recht herausnehmen kann, Ressourcen und andere Produktionsmittel privat zu besitzen. Die 16-jährige Greta Thunberg aus Schweden hat auf dem Weltklimagipfel 2018 den wichtigsten Beitrag geliefert. Die Aktivistin der internationalen SchülerInnenbewegung „Friday for Future“ erklärte: „Wir sind nicht hierhergekommen, um die Spitzenpolitiker anzubetteln. Ihr habt uns in der Vergangenheit ignoriert und ihr werdet uns weiter ignorieren. Euch gehen die Entschuldigungen aus.“ Sie kam zu dem Schluss: „Wenn die Lösungen in diesem System so unmöglich zu finden sind, sollten wir das System selbst ändern.“