Die Wohnungsbesetzung in Heslach ist vorbei. Ende April zogen eine Familie mit einem Kleinkind und eine Mutter mit ihrem 9-jährigen Sohn in die leerstehenden Wohungen in der Wilhelm Raabe-Straße. Nach einem Monat wurden sie von einem Großaufgebot der Polizei geräumt. Jetzt leben sie mit ihren Kindern wieder in beengten Verhältnissen. Und die Wohnungen stehen wieder leer, weil die Besitzer sich so mehr Profit versprechen!
Stadtverwaltung, Polizei, Justiz und die Investoren haben alle Geschütze aufgefahren, um die Familien, die keine bezahlbare Wohnung finden, zu bekämpfen:
Die Stadt
Die Stadt hätte viele Möglichkeiten gegen Leerstand, Spekulation mit Wohnraum und unbezahlbare Mieten vorzugehen. Sie könnte zum Beispiel Bußgelder bei leerstehenden Wohnungen verhängen oder dafür sorgen, dass es genügend öffentliche, bezahlbare Sozialwohnungen gibt. Das tut sie aber nicht, weil die grüne Rathausspitze – so wie die anderen bürgerlichen Parteien – eng mit der Immobilien- und Baubranche verwoben ist. Im Gegenteil, seit 2 Jahren wurde kein einziges Bußgeld wegen Leerstand verhängt, jedes Jahr werden nur eine Hand voll Sozialwohnungen erstellt und damit noch private Investoren beauftragt, die die Miete in ein paar Jahren kräftig erhöhen dürfen. Außerdem hat die Stadt in den letzten Jahren jede Menge Wohnungen verhökert… Heilig ist OB Kuhn nur das „Recht“ der Reichen, immer noch mehr Profit aus den MieterInnen zu pressen!
Die Investoren
Die neuen Eigentümer der Wilhelm-Raabe-Str. 4 in Heslach, haben sich ihr neues Haus nicht gerade vom Mund abgespart: Es handelt sich um eine reiche Bankiers-Familie aus London. Ihnen war von Anfang an völlig egal, was mit den BesetzerInnen und ihren Kindern passiert. Für sie ist das Haus in Heslach lediglich eine gute Kapitalanlage. Und egal ob sie die Wohungen sanieren und dann deutlich teurer vermieten oder ob sie das Haus weiterverkaufen wollen – der Leerstand verspricht mehr Prote! Verhandeln wollten sie nicht und haben stattdessen die Räumung beantragt.
Die Justiz
Die Gerichte verteidigen das „Recht“ der Eigentümer mit ihren Häusern Gewinn zu machen, also noch reicher zu werden. Und genau das hat das Amtsgericht Stuttgart ohne zu zögern getan. Ohne die BesetzerInnen auch nur anzuhören, hat es verfügt die Wohnungen zu räumen und die Familien auf die Straße zu werfen.
Die Polizei
Von 100 Polizisten, manche in kugelsicheren Westen, wurde die ganze Straße gesperrt, die Wohungen aufgebrochen und Möbel und Kleider der beiden Familien weggebracht. Kamera-Drohnen überwachten jede Bewegung von oben. Bis in den späten Abend konnten NachbarInnen nicht mehr ungehindert in ihre Wohnungen. „Die machen doch nur ihren Job“? Wenn der darin besteht, Kindern die Wohnung zu nehmen, sollte man sich vielleicht nach was anderem umschauen!
Das Problem heißt Kapitalismus
Die ständig steigenden Mieten haben System: die Besitzer und Aktionäre von Unternehmen, Banken und Investment-Fonds haben so viel Geld angehäuft, dass es immer schwieriger wird es auch gewinnbringend anzulegen. Der Immobilienmarkt verspricht allerdings noch satte Prote, weil die meisten Menschen gezwungen sind, steigende Mieten zu zahlen. Wer das nicht kann, muss sein Viertel verlassen. Hier wird deutlich, dass der Kapitalismus nicht in der Lage ist, unsere Bedürfnisse zu befriedigen und in einem der reichsten Länder der Welt guten und schönen Wohnraum für alle zu schaffen: Statt sich zu freuen, dass ihre Wohnung saniert wird, müssen die Meisten Angst haben, sich danach die Miete nicht mehr leisten zu können! So ein System muss durch eine Gesellschaftsordnung ersetzt werden, in der die Bedürfnisse der Menschen im Mittelpunkt stehen – und nicht die Protsucht einer Minderheit!
Solidarität und Widerstand
Die Situation am Stuttgarter Wohnungsmarkt betrifft uns alle: ArbeiterInnen, RentnerInnen, Studierende, alle die schon einen Großteil ihres Einkommens für die Miete aufbringen müssen und alle die noch günstigere Verträge habDie BesetzerInnen aus der Wilhelm-Raabe-Str. 4 haben gezeigt, dass Widerstand nötig und möglich ist: Es reicht nicht nur über den Vermieter zu klagen, wer etwas ändern will, muss aktiv werden und kämpfen! Hunderte Menschen haben das in den letzten Wochen ähnlich gesehen, die Wohnungen besucht, Feste gefeiert und ihre Solidarität ausgedrückt. Dass dennoch geräumt wurde, zeigt nur, dass der Gegner mächtig ist und wir noch zu Wenige sind! Der Widerstand hat gerade erst begonnen!
Das BesetzerInnen-Kollektiv hat weitere Aktionen angekündigt.
Termine findest du unter:
leerstand-beleben.tk
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