Wie haben uns wieder aktiv an der Mobilisierung und der Revolutionären Demonnstration in Stuttgart beteiligt. Im Folgenden dokumentieren den Redebeitrag einer Vertreterin unserer Gruppe, die auf der Demo gehalten wurde:

Liebe Genossinnen und Genossen, Freundinnen und Freunde

Vorweg: Ich halte diese Rede vermummt, nicht um mein Gesicht vor Euch zu verstecken, sondern um es den staatlichen Behörden schwerer zu machen, unsere Struktur einzelnen Leuten zuzuordnen. Weil die Geschichte gezeigt hat, dass bürgerliche Staaten alles daran setzen, starke revolutionäre Organisierungen zu zerschlagen, achten wir schon heute darauf, ihnen dafür so wenige Anhaltspunkte wie möglich zu liefern.

Wir sind heute Hier auf der Demonstration, weil wir etwas bewegen wollen. Weil wir nicht kommentarlos die ungerechten und mörderischen Zustände hinnehmen wollen. Weil wir eine Vorstellung davon haben, dass es anders sein könnte. Weil wir wissen, dass unser Handeln und unser Kampf die Feder ist, welche die Geschichte der Zukunft schreibt, im kleinen wie im Großen.

Dabei sind wir nicht alleine. Heute am 1. Mai sind weltweit Millionen Menschen aus den gleichen Beweggründen auf der Straße. Auf der Straße für eine Welt ohne tödliche Grenzen. Für eine Ende imperialistischer Kriege und Besatzung. Für soziale Gerechtigkeit und Gleichberechtigung. Für einen respektvollen und nachhaltigen Umgang mit der Natur. Für einen Bruch mit diesem System.

Denn der Kapitalismus offenbart uns jeden Tag eine Gegenwart, in der wir nicht leben wollen. Und er zeichnet ein klares Bild der Zukunft. Eine Zukunft, die nicht lebenswert ist für die Mehrheit der Menschen auf unserem Erdball. Eine Zukunft, die eine systematische Zerstörung der Natur und der Umwelt bedeutet, durch verpestete Luft, abgebrannte Wälder und vergiftete Flüsse und Meere.

Die Zukunft eines Ausbeutungsapparates, der unsere Arbeitskraft, unsere menschlichen Bedürfnisse und unser soziales Leben immer umfassender in Beschlag nimmt; der unser gesamtes Dasein der Profitlogik unterwirft.

Doch handelt es sich bei all diesen Entwicklung nicht nur um einige negative Ausschläge und Defekte am System, die durch richtige Reformen behoben werden können? Nein.

Das Fundament des Kapitalismus basiert darauf, dass einige wenige immer reicher werden, während die allermeisten auf der Strecke bleiben. Ohne die Ausbeutung der Vielen durch die Wenigen, ohne die Vereinzelung und Konkurrenz würde der Kapitalismus einfach nicht funktionieren.

Die herrschenden Eliten werden ihre Stellungen und Positionen nicht freiwillig und friedlich räumen. Das gleiche gilt für die politischen Verantwortlichen in den Palästen der Macht. Sie verteidigen die herrschenden Eigentumsverhältnisse und fließende Renditen durch den Klassenkampf von Oben. Der Milliardär, Großinvestor und Unternehmer Warren Buffet hat nicht umsonst gesagt: „Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen.“. Die Diffamierung revolutionärer Politik, die Kriminalisierung linker Strukturen, die Verteufelung von Enteigungsdebatten und die neuen Polizeigesetze sprechen eine deutliche Sprache. Der Klassenkampf von Oben ist in vollem Gange und wir müssen uns auf eine weitere Zuspitzung der Verhältnisse gefasst machen. Die Herrschenden bereiten sich Heute auf die Aufstände und Unruhen von Morgen vor.

Revolutionäre Aufbauarbeit bedeutet Ernsthaftigkeit im alltäglichen Handeln. „Wenn ihr wissen wollt, was die Kommunisten denken, dann seht auf ihre Hände und nicht auf ihren Mund“. Diese Einschätzung von Lenin ist auch heute aktuell. Wir brauchen eine Politik der Taten statt der Worte. Dies bedeutet auch das Verlassen linker Wohlfühlzonen und offensives Hineinwirken – auch und gerade in Bereiche – wo es schwer ist Fuß zu fassen. Es mangelt nicht an „Wir erklären euch die Welt“ Flugblättern, sondern an praktischer Organisierung in Betrieben, in Schulen und Stadtteilen. Revolutionäre Politik bedeutet aber auch, nicht nur innerhalb der eigenen Stadtgrenzen aktiv zu sein. Seit fünf Jahren leisten wir dazu im Rahmen unserer Möglichkeiten einen Beitrag und organisieren uns mit weiteren Gruppen in der bundesweiten Plattform Perspektive Kommunismus. Dabei machen wir auch Fehler und müssen Rückschläge hinnehmen. Indem wir aber versuchen, aus diesen Erfahrungen zu lernen und uns durch solidarische Kritik weiterzuentwickeln, sind auch sie Teil der Entwicklung einer revolutionären Gegenmacht.

Wir stehen vor großen Herausforderungen: Wenn wir die Normalität brauner Mobs und brennender Flüchtlingsheime, wenn wir die Leichenberge im Mittelmeer und die Zerstörung der Natur verhindern können, müssen wir sie verhindern. Wir werden niemals eine Ordnung akzeptieren, die der Mehrheit der Menschen das Recht auf ein Leben in Würde verweigert. Warum müssen einige unsäglich arm sein, damit andere übermäßig reich sein können? Warum sterben täglich Tausende an heilbaren Krankheiten, damit Pharmakonzerne mit patentgeschützten teuren Medikamenten Milliarden kassieren? Warum werden hier Millionen Tonnen Lebensmittel vernichtet, während andere verhungern? Warum besitzen wenige Reiche und Konzerne reichlich Ressourcen, während andere nichts haben? Warum stehen tausende Wohnungen leer, während einige unter Brücken und in Nischen vor Ladeneingängen schlafen müssen? Wie kann von der EU als ein Projekt des Friedens gesprochen werden, während deutsche und europäische Unternehmen im globalen Süden schonungslos Arbeitskräfte ausbeuten und Naturschätze plündern – während aus eiskaltem politischem Kalkül Tausende Flüchtlinge im Mittelmeer ersaufen?

Eines ist klar: Diese Zustände erfordern praktische Intervention, Vernetzung und den konkreten Aufbau revolutionärer Gegenmacht. Die Vergangenheit muss uns dabei eine Mahnung, die Gegenwart eine Verpflichtung und die Zukunft einer befreiten Gesellschaft eine Ermutigung sein.

Für einen revolutionären Aufbauprozess.
Für den Kommunismus.
Danke für eure Aufmerksamkeit.